Historie

Gründung 1824

Am 20. Januar 1824 genehmigte und verlieh Großherzog Ludwig zu Baden die Statuten für das „uniformierte Bürgermilitär zu Fuß in Bretten“. Der Zweck des neuen „Corps“ wird in den Statuten wie folgt beschrieben: „… Erhöhung der Würde und Feyer der Feyertage und anderer Feste, sowie der städtischen Volksfeste, namentlich des Gedächtnistages der siegreichen Abschlagung der württembergischen Belagerung unter Herzog Ulrich durch Brettens Bürger im Jahre 1504, sowie die Abwehr der Aufständischen im Bauernkrieg 1525“ (zeitgenössische Schreibweise).

Dem siegreichen Ausfall 1504 wurde mit einem jährlichen Schützenfest, dem „Freischießen“, gedacht, zu welchem die Bürgerwehr zum Schießplatz ausrückte und nach Beendigung des Wettkampfes wieder in die Stadt einzog.

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Aufmarsch der Brettener Bürgerwehr (Lithographie von Georg Schick um 1830)

Gemäß der damaligen Vorschrift bestand die Uniformierung der Bürgerwehr aus einem dunkelgrünen Rock im Frackschnitt mit goldenen Knöpfen in napoleonischem Stil. Kragen, Ärmelaufschläge und Schoßumschläge waren ziegelrot. Dazu wurde eine weiße Leinenhose und schwarze Schuhe getragen. Komplettiert wurde die Uniform durch einen schwarzen Tschako mit weißer Fangschnur und blau-weißer Huppe (Infanterie und Artillerie) bzw. rot-weißer Huppe (Musiker), weißem Lederzeug und weißen Handschuhen.

Die Infanterie war mit einer Vorderladermuskete Modell 1777 Kaliber 69, aptiert auf Perkussionszündung mit Oberndorfer Hahn und Dreikantbajonett, sowie einem Ordonanzsäbel 1824/25 bewaffnet. Die Offiziere trugen Degen.

Nach den Wirren der Badischen Revolution wurde die Brettener Bürgerwehr, wie auch die meisten anderen badischen Bürgerwehren, aufgelöst und 1851 sogar von der Regierung verboten.

Wiedergründung 1924

Im Herbst 1924 wurde vom Gesangsverein „Frohsinn“ im Lokal „Stadt Pforzheim“ ein Kostümfest mit dem Motto „Ein Schützenfest vor 100 Jahren“ veranstaltet. Zu diesem Zweck wurden 25 junge Sänger mit Uniformen eingekleidet, die dem Original von 1824 nachempfundenen waren. Die Gewehre stellte der Veteranen- und Kriegsverein. Am Festabend marschierte diese „neue“ Bürgerwehr mehrmals unter großem Jubel durch den Saal.

Einen Tag nach dem ebenfalls im Herbst 1924 in der „Stadt Pforzheim“ veranstalteten Schützenball des Kleinkaliber-Schützenvereins kam dessen Vorsitzender auf den Gesangsverein zu und erklärte, dass eine uniformierte Bürgerwehr, gemäß der Chronik, Sache des Schützenvereins sei. Er bat Karl Ammann, der schon die Sänger bei deren Kostümfest entsprechend eingekleidet hatte, eine Bürgerwehr entsprechend der Statuten von 1824 aufzustellen. Darauf hin wurden die Mitglieder des KKS 1923 gemäß dem historischen Vorbild eingekleidet. — Die Bürgerwehr war wiedererstanden.—

Nachdem die Aktivitäten durch den 2. Weltkrieg ein Ende gefunden hatten, formierte sich die Bürgerwehr bereits 1949 neu und war beim 1. Peter-und-Paul–Heimatfest nach dem Krieg schon wieder als historische Abteilung des Kleinkaliber–Schützenvereins 1923 aktiv.

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Historische Bürgerwehr der Stadt Bretten e.V. ab 1972

1972 spaltete sich die Bürgerwehr vom Schützenverein ab und wurde als eigenständiger Verein neu gegründet.

Im selben Jahr wurde auch die Stadtkapelle Bretten in die Bürgerwehruniform eingekleidet und bildet seitdem zusammen mit dem 1953 gegründeten Spielmannszug den Musikzug der Bürgerwehr, welcher weithin großes Ansehen genießt.

Die Uniformierung entspricht auch heute noch dem historischen Original.

Auch der historisch verbriefte Zweck der Bürgerwehr, der Erhalt und die Fortführung des Peter-und-Paul-Heimatfestes, ist neben der Darstellung der Historie und der Pflege von Tradition und Brauchtum eine der wichtigsten Aufgaben der Bürgerwehr und somit fester Bestandteil des Vereinslebens.

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Die Bürgerwehr 2012 im Brettener Amtshof